Viele Äußerungen über den VDAX sind theoretisch. Als ehemaliger Publikumsfondsmanager und Manager eines speziellen Fonds u.a. mit Optionen (z.B. Erträge durch Stillhalter-Geschäfte) habe ich sehr praktische Erfahrungen.
Meine Leser habe ich bereits eindringlich darauf geimpft die aktuelle Situation mit Vorsicht zu begegnen. Ich wiederhole meinen Hinweis auf den VDAX jetzt hier. Der VDAX ist inzwischen auf 10,98 zurückgegangen, also deutlich unter meine wichtige 12er Marke. Sie können jetzt jederzeit mit einer scharfen Abwärtsbewegung rechnen.
Es gibt mehrere Faktoren, die zu berücksichtigen sind:
- In der praktischen Arbeitsweise kann man aufgrund des „Open Interest“ keine Kurszielbestimmung am Verfallstag vornehmen. Hier habe ich unzählige Gespräche während meiner professionellen Tätigkeit mit Spezialisten in großen Investmenthäusern geführt.
- Die Unsinnigkeit einer niedrigen Prämienvereinnahmung im Verhältnis zum Risiko ist bei tiefen VDAX Werten besonders groß.
- Die Bestimmungen und Regelungen der Bafin (Bundesaufsichtsamt), können bei tiefen VDAX Niveaus zu einer Kettenreaktion führen, weil Risikobudgets schnell erreicht sind.
- Eine asymmetrische Performanceverteilung bei diversen Optionspositionen und Strategien würden bei einem Rückgang sofort zu umfangreichen Gegenpositionen im DAX-Future (FDAX Short führen) durch die Fondsmanager führen. Daher sind Rückgänge nicht selten mit schnellen und scharfen Einbrüchen verbunden.
- Die Unkenntnis über das Verhalten der Profis am Terminmarkt.
Um Erträge zu generieren nutzte ich u.a. Stillhaltergeschäfte. So kann es vorkommen, dass bei einem ordentlichen Rutsch das Eindeckungsvolumen gegenüber dem Vortag mehrfach hoch war. Selbst bei einer konservativen Vorgehensweise war man nicht selten zu Absicherungs-Aktionen gezwungen.
Demzufolge wurden zunächst FDAX’e auf der Short-Seite erworben (liquide und schnelle Absicherung). Allerdings kam es in der Regel zu einer Kettenreaktion, was wiederum ein Nachhedgen auslöste.
Gleichzeitig durften gewisse Fondsrichtlinien nicht über- oder unterschritten werden. Es wundert daher nicht, wenn der DAX einmal in Fahrt gekommen war, dass die Abwärtsbewegung eine enorme Trendbewegung aufnahm, ohne dabei eine „ordentliche“ Gegenbewegung zu sehen.
Auch sollte man bedenken, dass ein tiefes VDAX Niveau eine höhere Absicherung benötigt, als eine Bewegung von einem höheren VDAX-Niveau aus. Die Absicherung ist also nicht linear.
Daher achten Sie in diesen Tagen besonders auf den VDAX. Eine beginnende Abwärtsbewegung kann eine überproportionale Abwärtsbewegung entfachen. Vielleicht schon am morgigen Donnerstag (Ultimatum an Katalonien).
Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend.
Knobloch